Camino Rari S/N Km 5 Panimavida, Chile

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Pferdetrekking in Chile – 8 Tage auf Pferdetrieb

“Wenn Du nach Südamerika gehst, mach unbedingt ein Pferdetrekking in Chile!”, haben mir meine Freunde ans Herz gelegt.

Als mein Flug also gebucht war, habe ich mich auch persönliche  Empfehlung gleich mit Danilo und Alejandra in Verbindung gesetzt und hatte Glück: Für die Cowboy Experience zum Pferdetrieb Anfang Dezember waren noch Plätze frei.

Am 3. Dezember mache ich mich also im Bus auf nach Linares. Bei meiner Ankunft wartet Danilo schon am Terminal auf mich und empfängt mich mit wettergegebten Gesicht und strahlendem Lächeln. Im Pick-Up machen wir uns auf zu seinem Farmhaus in Rari. Dort lerne ich seine Frau Alejandra kennen und darf es mir erstmal in meinem Zimmer gemütlich machen. Da halte ich es aber nicht lange aus. Denn im Corral herrscht reges Treiben, bei dem ich unbedingt zugucken und mitmachen will. Die halbwilden Pferde werden für die Reise vorbereitet –  wo nötig wird entwurmt, zurechtgeschnitten und gebrandmarkt. Sobald die letzten Lichtstrahlen sich verabschieden, sind auch wir mit der Arbeit fertig. Es gibt ein superleckeres chilenisches Abendessen und dann geht es auch schon ab ins Bett.

Am nächsten Tag geht es früh los, um die Mittagshitze zu vermeiden. Ich besteige meinen vierfüßigen Freund für dieses Abenteuer, den hübschen Braunen Piccaro. Die wilden Pferde werden dann auf die Straße herausgetrieben und ich mache mich mit der Gruppe fleißig daran, hinter der Meute herzureiten. Wir achten darauf, dass keines der Pferde zurückbleibt oder gar abhaut. Im Dorf scheint der Pferdetrieb auch eine nicht ganz alltägliche Angelegenheit zu sein. Es kommen alle aus ihren Häusern und machen fleißig Bilder und Videos mit dem Handy. Den Abend verbringen wir in einer traditionellen Cocina de Campo (Küchenstube), in der am offenen Lagerfeuer gekocht wird. Es werden Geschichten erzählt und ich habe das Gefühl, die Zeit vergeht hier langsamer, irgendwie wesentlicher. Mal ohne Handy sein, ohne fließend Wasser, ohne Strom, ohne Haus, ohne Auto. Pferdetrekking ist so ähnlich wie Wandern, nur weniger mühsam ;). Man bewegt sich langsam fort und ist mit Körper und Seele tatsächlich dort wo man gerade ist. Ich fühle mich friedlich hier am Lagerfeuer in Chile, was sonst selten bei meinem schnellen Leben in Deutschland vorkommt. Zufrieden nach einem langen Tag lege ich mich schlafen.

Am nächsten Morgen reiten wir entlang eines wunderschönen türkisfarbenen Stausees. Ich sauge die vielen Farben in mich auf und komme aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus. Nach dem See kommt die Straße an ihr Ende – nur noch ein Pfad schlängelt sich den steilen Weg nach oben. Ich bin beeindruckt wie trittsicher und willig die Criollos den Weg meistern. Das jüngste Herdenmitgleid ist gerade mal 3 Tage alt, überwindet aber tapfer alle Tücken des Weges. An der Kuppe angelangt hat man eine grandiose Aussicht auf das Valle Melado, das wir die nächsten Tage entlangreiten werden. Der Abstieg ist nicht ganz ohne, aber es kommen alle vollzählig und sicher unten im Tal an. Danilo ist darüber sehr glücklich. Letztes Jahr hatte er in dieser Passage ein Fohlen verloren.

Tag 3 begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und wir schlängeln uns gemütlich durchs Valle Melado. Die Landschaft ist mal wieder atemberaubend. Vor der Mittagspause gönne ich mir und meinem Pferd einen Sprint im Galopp. Danach wird im Schatten entspannt und die Siesta gehalten. Nachmittags sieht man ab und an ein Haus am Wegesrand und ich stelle mir vor, wie es wäre, das ganze Jahr über hier in den Bergen zu leben – ohne Fernseher und ständiger Medien-Dauerberieselung. Ruhiger wäre das zweifellos. Abends kommen wir müde bei El SAG an, wo alle Tiere, die in die Berge getrieben werden, registriert werden müssen. Je näher wir an den Kontrollpunkt kommen, desto mehr Arrieros treffen wir mit ihren Tieren – Kühe, Ziegen, Schafe. Alles ist vertreten. Danilo meint, dass wir wahrscheinlich am nächsten Tag schon auf der Sommerweide ankommen werden. Und tatsächlich läuft dann alles wie am Schnürchen. Vor lauter Freude, dass alle Pferd heil in den Bergen sind, beschließen wir spontan Sopaipillas zu machen – traditionelle chilenische Hefekrapfen. Ich verdrücke gleich drei Stück noch bevor sie kalt werden können… Bevor wir dann nach Hause zurückkehren, müssen die Pferde noch offiziell an einen Puestero übergeben werden. Dieser bleibt währen der Sommermonate hoch oben in den Bergen und kümmert sich um die dortigen Tiere. Als wir in seinem Puesto ankommen, nutzt Danilo erstmal Gunst der Stunde, sie endlich mal wieder zu rasieren. Keiner von uns hat nämlich einen Spiegel dabei. Mir bietet sich dafür die Gelegenheit für ein höchst authentisches Foto ;). Auch sonst gibt das Treiben ums Puesto viele Fotomotive her und ich bleibe noch einige Zeit beschäftigt. Die Ergebnisse gibts unten zu sehen :). Vielleicht schreibe ich noch einen zweiten Post über den Rückweg, aber ich empfehle, die Tour einfach selbst zu erleben 

Vielen lieben Dank an Danilo und Alejandra für eine so authentische Erfahrungen beim Pferdetrekking in Chile. Beim Pferdetrieb in die Berge mitmachen zu dürfen, war das Highlight meiner Südamerikareise. Nirgends sonst habe ich einen Ort gefunden, der noch so ursprünglich und naturbelassen ist. Ich habe mich gefühlt wie in einer anderen Welt und ich werde sicherlich nochmal wiederkommen! Alles alles Liebe und bis zum nächsten Mal!

Christina aus Deutschland